Weihnachtsgans und Trollrotze

Fröhlichen Rülps Ihr Mastmenschen,

Jetzt wird es Zeit zum entfetten.

Von mir gibt es heute, wie auch sonst nie, keine guten Ratschläge oder praktische Tips, oder seriöse sozialpolitische Erfahrungsberichte, sondern ganz profane Erlebnisse und Gedanken aus der Weihnachtszeit und danach.

Für Tierrechtler

Wo fange ich an?

Eine Woche vor Weihnachten. Bin in meinem Stammsupermarkt, schau in die Kühlregale. Wunderschöne fette Gänsebraten. Koof ick, denken fast alle, die sie erblicken. So auch ich.

Diesmal werde ich eine Gans braten. Habe ich noch nie gemacht, noch nie in meinem ganzen Leben

Ich die Antiweihnachtsfrau, gebe mir immer viel Mühe zu Weihnachten,ganz gegen meine Natur, wegen meiner Tochter und meinem Mann, die alle beide  Weihnachtsfreaks sind.

Modetip fürs nächste Jahr

Ich mache mir sogar Gedanken um das passende Outfit. Bin der Meinung , man sollte sich zeitgemäß und tiefsinnig kleiden.

Das Gesicht schwärzen, weil man damit demonstriert, daß man politisch korrekt ist.

Die alten Pornostrümpfe aus Großmutters Nachlass recyceln:

weil das umweltfreundlich ist und weil es modern ist kaputte Strümpfe zu tragen.

Den  schwarzen Umhang wegen den Kindern, weil sie Vampirfilme so toll finden.

Den Bikini als Zeichen für Feiertage ( Urlaub).

Dazu kommt die Farbsymbolik rot schwarz. Eigentlich eine legendär gefährliche Farbkombination, aber in diesem Fall einfach als Warnung zu verstehen, daß aus dem fröhlichen Feitertagsmensch (rot) ganz schnell eine kohlige Angelegenheit werden kann, falls man vergißt die Kerzen aus zu pusten oder die Revolution der Tiere ( siehe erstes Bild) plötzlich ausbricht.

So, jetzt aber wieder zu meiner lieben Gans. Ich kaufe sie. Zu Hause bekommt sie ein hübsches Zwischenlager im Gefrierfach. Ich studiere unser einziges Kochbuch mit vier Gänsebratenrezepten. Ich entscheide mich für das einfachste. Noch habe ich ein paar Tage Zeit. Aber das mit der Gans habe ich geplant, ganz gegen meine Natur.

Aber so ist das Leben, man läßt sich mitreißen vom Herdentrieb, bekommt einen Herdtrieb, Kaufzwang, Meckersucht und Weihnachtsstreß. Weihnachten ist der totale Konsumrausch. Sehr schwer sich da zu entziehen.

Ich schau mir eine Dokusendung im Fernsehen an( die Gans ist immer noch im Zwischenlager), da kommt doch glatt ein Bericht über Stopfgänse aus Ungarn. Grauenhaft. Die Bilder brennen sich in die Gänseabteilung in meinem Hirn ein. Die gute Nachricht ist, daß die auf brutalste gestopften Gänse aus Ungarn nur an Restaurants und Hotels verkauft werden. Und nach Frankreich. Die machen daraus diese Fettleberpastete. An alle, die im Wirtshaus waren! Supermärkte verkaufen solche Gänse nicht. Ich schau auf das Etikett und es ist eine zufriedene tote Hafermastgans. Und jung war sie auch noch. Die Gänseabteilung verbraucht noch ein wenig mehr Speicherplatz in meinem Hirn. Ohne das ich es bemerke.

Überall in den Geschäften spielen sie Weihnachtslieder, alles auf englich, was in diesem Fall Sinn macht, weil englich auch von Engel kommen könnte. Was es aber nicht tut.

Bloß welche Sprache würden Engel sprechen? Na englich natürlich.

Es gibt da so ein Weihnachtslied, das in mir ganz besondere Übelkeit erregt hat. WONDERFUL DREAMS AND AND LOVE EVERYWHERE,LIVING LIFE IN PERFEKT HARMONY oder so ähnlich und so weiter.

Im Grunde genommen erstrebenswert, aber ich hasse diesen Text.

Trotzdem wundere ich mich, warum gerade so ein Text in mir Agressionen erzeugt.

Ist es der Kampf zwischen Gut und Böse, der sich da abspielt?

Ich glaube ja. Und der Glaube ist ja eigentlich der Grund für Weihnachten. Ich habe mir auch eine reißerische Doku über Jesus angeschaut. Was interessant daran war, die Männer trugen ihre Haare damals kurz, als  Schutz gegen Läuse und Jesus war dunkelhaarig und kein Hippie mit dunkelblonden langen Haaren. Wissenschaftler haben eine neue Methode entwickelt, wie sie anhand von Schädelformen aus der damaligen Zeit Jesus Gesicht perfekt nachahmen konnten. In der Doku sah er so aus wie der Sänger von ICH & ICH.  Was  diese spannende Doku bei mir erzeugte, waren weniger christliche Gedanken, schade eigentlich. Ich dachte eher darüber nach, was die Menschen heutzutage mit einem Menschen wie Jesus machen würden. Sie würden ihn nicht kreuzigen, aber er würde es auch heutzutage ziemlich schwer haben.

Aber um den lieben Jesus geht es ja gar nicht mehr  zu Weihnachten.

Es geht nur noch um den Weihnachtsmann. Und die englich singenden Engel versetzen die Menschheit in Kaufhypnose.

Das ist die Wahrheit.

Aber jetzt weiter mit der Gans. Ich nahm sie am 24.12 aus dem Zwischenlager und ließ sie auftauen.

Mit dem ersten Weihnachtstag kam ihr Tag. Die ganze Zeit sah ich dieses schöne Bild von einer braungebrannten Gans vor mir. So sah sie dann auch wirklich aus. Perfekt. Die ganze Wohnung roch nach Gänsebraten. Ich fand es  wider Erwarten widerlich.

Eine knusprige Keule lag vor mir. Ich probierte sie. Nein, es war nicht mein Geschmack. Zu intensiv, irgendwie wild und schwer zu zerschneiden.

Glücklicherweise schmeckte es meiner Familie richtig gut. Ich mußte an die Doku denken, obwohl ich wußte, daß das eine glückliche junge Hafermastgans war und keine Fettlebergans aus Ungarn. Ich dachte daran, was Gänse für schöne Tiere sind. Aber so ganz ohne Gans konnte ich auch nicht leben, weil ich mich die nächsten Tage hauptsächlich von Gänseschmalzbroten ernährte, was ich extrem lecker fand. Meine Tochter fand das ekelig und nannte es abwechselnd Trollrotze und Ohrenschmalz. Ich fand mich selber ekelig und mußte die ganze Zeit an eine andere Doku denken, die ich gesehen habe. Es ging ums Fett absaugen. Das Fett landete in einer Wanne und sah auch so aus wie Gänseschmalz. Trotzdem verdarb mir das nicht den Appetit. Menschen sind eben widersprüchlich.

Nicht lecker

Am 28.12   gingen wir einkaufen ,und wie ja alle wissen, gibt es haufenweise Schnee und Eis in diesen Winter und das Salz wird knapp. Lustigerweise ist uns zu Hause auch das Salz ausgegangen und deswegen wollten wir welches kaufen. Wir teilten uns auf und klapperten systematisch die Regale ab. Nix. Das kann doch gar nicht sein. Ich suchte einen Mitarbeiter. Der war gerade mit zwei Kollegen aus der Moschee in eine Diskussion vertieft. Ich wurde ungeduldig, wollte schon weiter, da wurde er auf mich aufmerksam. “ Entschuldigung, ich suche Salz“, sagte ich zu ihm. „Keine Salz heute“ sagte er zu mir.

Was gab’s noch so Interessantes in diesen Tagen?

Habe ein merkwürdiges Talent bei mir entdeckt. Und zwar habe ich manchmal prophetische Träume. Früher habe ich öfters Dinge geträumt, die dann später so ähnlich oder genauso  passiert sind, jetzt träume ich Dinge, die ich Tags darauf im Fernsehen sehe. So habe ich von Totenköpfen geträumt, die ich lange angeschaut habe, und am nächsten Tag sehe ich einen Film, wo ein Typ Totenköpfe anschaut und welche auswählen muß. Als ich die Szene sah, fiel mir mein Traum wieder ein. Sinnvolles Talent habe ich.

Dann hatte ich noch ein Doppelerlebnis mit meiner Waschmaschine.

Meine Tochter hatte Geburtstag . Ich hatte ihren Wunschkuchen gebacken und eine Sahnetorte gekauft. Nachdem die Kinder Kuchen gegessen haben, blieb eine Menge übrig. Aus Platzmangel stellte ich den Kuchen auf die Waschmaschine. Die steht in einer kleinen Kammer. Sie war an. Später wollte mein Mann Kuchen essen, ich wollte ihn holen, der Teller stand noch da, aber ohne Torte. Die war hinter der Waschmaschine. Der Schleudergang war stärker als ich gedacht habe. Ich erntete reichlich Hohn und Spott dafür. Für meinen Geschmack hätte eine kurze Bemerkung gereicht.

Am nächsten Morgen ging das Licht nicht in der Küche. Mit meiner ungewöhnlich hohen Begabung für Elektrizität kapierte ich sofort, daß die Sicherung rausgeflogen war. Ich schaltete sie wieder ein und es gibt einen tollen Knall. Und einen leichten Brandgeruch. Die Waschmaschine, denke ich. Und richtig, der Waschmaschinenstecker war schön schwarz und angeschmort. Kein Wunder, der Dreierstecker in dem sie steckte war naß. Ich hoffte, daß ein neuer Stecker genügt, aber mein Mann versuchte sofort meine Hoffnungen zu zerstören, und brachte das alles auch noch  in Zusammenhang mit dem Kuchen. Ich sagte ihm, daß es da gar keinen Zusammenhang gibt, aber er machte diese Muskelbewegung in seinem Gesicht, die sagt: du willst es nur nicht zugeben.

Ich ging gar nicht darauf ein , sondern verschwand ganz schnell um einen neuen Stecker zu besorgen. Der Verkäufer beim Baumarkt beriet mich und drückte mir einen passenden Stecker in die Hand. Er bemerkte allerdings, daß es sehr schwierig ist die richtigen Kabel richtig zu verbinden. wenn man da was falsch macht, brennt er gleich wieder durch. Eigentlich muß das ein Fachmann erledigen. So ein Quatsch denke ich, wieso kann  dann jedermann ohne Fachausweis im Baumarkt Stecker kaufen. Jedenfalls drehte ich zu Hause die Schraube aus dem neuen Stecker raus und nix passiert. Ich reichte den Stecker weiter an meinen Mann, der drehte an einer Stelle rum, wo es gar nichts zu drehen gab. Ich sagte ihm, was drehst du da?, daraufhin reichte er mir den Stecker. Ich betrachtete ihn wie ein Rätsel, daß ich innerhalb von 30 Sekunden löste. Man muß dran ziehen. Inzwischen erkundete  er den alten Stecker um das Kabelrätsel zu lösen. Dabei benutzte er ein Teppichmesser um das Hartplasik aufzuschneiden und schnitt sich prompt in seinen Finger. Viel Blut.

Ich machte Knoblauchschale auf seine Wunde, wegen der blutstillenden Wirkung. Dann verband er sich selber und löste noch dazu das Rätsel der Kabelfarben. Was total einfach ist, die Erdung hat zwei Farben, dann gibt es ein blaues und ein braunes Kabel. Wobei es kein spezifisches Plus oder Minuskabel gibt, wie er mir zu erklären versuchte. Ich verstand es dann auch.  Also von wegen kompliziert, Herr Baumarktverkäufer.

Die ganze Operation hat  wunderbar geklappt, die Waschmaschine hat keinen Schaden genommen, was mich sehr glücklich gemacht hat. Und ich könnte jetzt jederzeit alleine einen neuen Stecker anmontieren.

Und jetzt wünsche ich Euch allen das Allerbeste

für 2011 und bis in alle Ewigkeit

Glücksschweine